








Mit freundlicher Genehmigung des Redaktionsteams der Rhein-Zeitung / Kultur.
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Ein Klassik-Picknick fast wie auf der Insel
Zum Auftakt des Mittelrhein Musik Festivals gab's ein sommerliches Konzert im Kurpark
M Von unserer Mitarbeiterin Lieselotte Sauer-Kaulbach
Bad Salzig. Selbst wenn das Original einfach nicht zu kopieren ist: Ein Hauch von „Last Night of the Proms“ – also von dem Konzert, das allsommerlich die Saison der Promenadenkonzerte in England beendet – lag über der nachmittäglichen Eröffnung des „Mittelrhein Musik Festivals“ im Kurpark von Bad Salzig. Wo Picknick und Klassik einmal mehr keine Gegensätze, sondern durchaus erwünschte Partner waren.
So strömten sie denn herbei, die Promenierer mit Kind und Kegel, etliche waren mit Decken und Kühlboxen bepackt, aus denen sie Salatschüsseln, Sandwiches und Sekt hervorholten. Der größere Teil der Zuhörer machte dennoch lieber von den mehr Bequemlichkeit verheißenden Klappstühlen Gebrauch und positionierte sich damit konzertgerecht in Reih und Glied vorm Bühnenzelt. Aber schließlich herrscht ja auch bei den „Proms“ nicht immer das ritualisierte Chaos der „Last Night“. Der Schotte Bob Ross dagegen gab sich als Moderator und Dirigent in einer Person zumindest alle Mühe, ein gewisses angelsächsisches Feeling zu verbreiten. Überdies war er fußballgerecht mit einer trötenden Vuvuzela bewaffnet.
Der studierte Hornist Ross, seit Langem bei den Münchner Philharmonikern und darüber hinaus im eigenen Ensemble „Blechschaden“ aktiv, sorgte nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Musikern der Rheinischen Philharmonie für lockere, gelöste Stimmung. Die gute Laune tat dem mit Opernhits, Ouvertüren und Arien durchsetzten, sommergemäß aus Unterhaltsamem und Herzschmerzigem bunt gemischten Programm hörbar wohl.
Quasi als Rahmen musste natürlich Edward Elgars „Pomp and Circumstance“ vollmundig zelebriert werden, gepaart mit Marschigem oder Tänzerischem von Mozart und Grieg und Ouvertüren-Dauerbrennern wie Glinkas „Russland und Ludmilla“. Serviert mit leichter Hand, aber nicht oberflächlich war das, genau wie die Operngala-Anklänge, die die junge Sopranistin Antonia Bourvé und ihr Kollege, der australische Tenor Paul O’Neill, beisteuerten.
Bourvé konnte dank ihres warmen, runden Soprans, beispielsweise in Puccinis „O mio babbino caro“ auch aus dem Stand heraus viel Gefühl entfalten. O’Neill gab in Schmachtigem wie Ernesto de Curtis‘ „Torna a Sorriento“ und Eduardo di Capuas „O sole mio“ sein Bestes, dem ihm von Ross verliehenen Beinamen „australischer Pavarotti“ gerecht zu werden. Dafür gab's Jubel allerseits, der sich beim Finale noch steigert, wo es – nach Malcolm Arnolds hexenhaftem schottischen Zwischenspiel um den delirierenden Trunkenbold Tom O’Shanter – an Promenadenklassiker wie das „Rule, Britannia!“ geht. Da flatterten selbst in Bad Salzig kleine Union Jacks durch die Luft.
Noch bis zum 28. August bietet das Mittelrhein Musik Festival insgesamt 16 Veranstaltungen. Die reichen von Jazz bis Brass, von Klassik bis Kabarett, von der musikalischen Weinprobe bis zum Klavier-Recital, von der Lesung bis zur Operngala.
M Programmauskunft im Internet unter www.mittelrhein-musikfestival.de
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