Ein paar Bildimpressionen des erfolgreiches Doppelkonzerts auf dem Koblenzer Schloßvorplatz zum Tag der Musik
Ein Konzert der Rheinische Philharmonie und der Cappella Confluentes zum „Tag der Musik“ des Deutschen Musikrates
Der „Tag der Musik“ wurde vom Deutschen Musikrat ins Leben gerufen, um einmal im Jahr ganz besonders auf die große Vielfalt von Musik und Musikleben in Deutschland aufmerksam zu machen. Im Jahr 2012 fand er von 15. bis 17. Juni statt und die Rheinische
Philharmonie sowie die Cappella Confluentes beteiligten sich mit einem Doppelkonzert vor dem und im Kurfürstlichen Schloss. Openair konnte hier am 17. Juni zunächst jeder, der mochte, bei freiem Eintritt und in lockerer Atmosphäre dem Staatsorchester lauschen.
Es folgten dann im Kaisersaal das Konzert der Cappella Confluentes mit J.S. Bachs Brandenburgischen Konzerten Nr. 4 und 5.
Schlossvorplatz 15:30 Uhr (open-air)
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Ouvertüre zu „Ruy Blas“ op. 95
Richard Strauß (1864-1949)
Suite aus der Oper „Der Rosenkavalier“ op. 59, für Orchester
Peter Iljitsch Tschaikowski (1840-1893)
Festouvertüre 1812 op. 49 „Ouvertüre solennelle“
Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Daniel Raiskin – Musikalische Leitung
Örtlicher Veranstalter: Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Und hier der Bericht der Koblenzer Rhein-Zeitung / Kultur-Lokal:
Vielen Dank für die zur Verfügungstellung.
Ein ganzes Schloss voll Musik
Doppelkonzert Rheinische Philharmonie und Cappella Confluentes spielen zum „Tag der Musik“
Von unserer Mitarbeiterin
Lieselotte Sauer-Kaulbach
M Koblenz. Das hätte dem Musik liebenden Kurfürsten Clemens
Wenzeslaus gut gefallen: Gleich zwei Konzerte vor und in seinem Schloss,
das eine mit großem Orchester, das andere mit kleinem, feinem
Barockensemble. Möglich machten den doppelten Musikgenuss das
Mittelrhein Musikfestival und der „Tag der Musik“. Diesen begingen die
von Daniel Raiskin dirigierte Rheinische Philharmonie und die Cappella
Confluentes, von ihrem Gründer Jörn Hinnerk Andresen geführt, gemeinsam.
Andresen hatte dafür aus München vom Staatstheater am Gärtnerplatz, wo
er als Chordirektor engagiert ist, in den Kaisersaal des Kurfürstlichen
Schlosses Georg Philipp Telemanns selten aufgeführten „Geduldigen
Socrates“, den Urvater der komischen Oper in Deutschland, mitgebracht.
Da ist nicht nur Musik, sondern komischer Konfliktstoff genug drin,
ausgelöst durch den Beschluss des Athener Senats, künftig solle jeder
Mann, zwecks Belebung des Kriegsnachschubs, gleich zwei Frauen heiraten.
Da war Socrates, der geduldige Philosoph, nicht ausgenommen, er war
gefangen zwischen Xanthippe und Amitta, beide gleichermaßen zänkisch.
Mitgebracht hatte Andresen auch gleich die schwedische Sopranistin
Inga-Britt Anderson, die in der Münchner Inszenierung die Rolle der
doppelt und dreifach begehrten Edronica sang, jugendlich, zart und
strahlkräftig, herzerfrischend wie alle Kostproben aus Telemanns Oper.
Wie gekonnt es ohnehin beim Entfernen möglichen historischen Staubs
agiert, zeigt das Ensemble ebenso bei zwei der sechs Brandenburgischen
Konzerte Bachs, der Nr. 4 und 5. Im vierten hat Andresen das Glück, zwei
sehr gute Blockflöten und eine nicht minder gute Geige zu haben, die
als Trio dem Streichorchester gegenübertreten. Diese
Instrumentalisierung verdoppelte die Gelegenheit zu ausgefeilter
motivischer Arbeit und verdreifachter Lauf-Virtuosität, sie ermöglichte
ein sehr abwechslungsreiches und imitatorisches Spiel bis hin zur großen
fünfstimmigen Fuge im Finale. Kriegerisches, bei Telemann eher
Hintergrundmusik, ist in Peter Tschaikowskys Ouvertüre „1812“
wesentlicher Bestandteil, mit der draußen, vor dem linken
Zirkulargebäude des Schlosses (ein hübscher Ort für
Freiluftaktivitäten), die Rheinische Philharmonie ihr Publikum zum
Jubeln brachte. Kein Wunder, schließlich gab es zu dem sich zwischen
Marseillaise und russischer Zarenhymne musikalisch entfaltenden Getümmel
die passende „Originalgarnitur“, sprich: echte Kanonenschüsse und
echte, den russischen Sieg feiernde Glocken. Das Stück erinnert an die
sich zum 200. Mal jährenden, wechselvollen Kämpfe zwischen
napoleonischen und russischen Truppen.
Zuvor ging es weniger kriegerisch als intrigant zu, mit Felix
Mendelssohn Bartholdys unwillig, aber rasch komponierte Ouvertüre zu
Victor Hugos „infamem“ Schauspiel „Ruy Blas“. Bläserakkorde gliedern das
Stück. Es ist besser geeignet für Open-Air-Effekte als die zarten, den
Auftritt von Rosenkavalier Octavian begleitenden Passagen in Johann
Strauss‘ „Rosenkavalier-Suite“, 1944 komponierter Kompaktfassung der
gleichnamigen Oper.
Aber auch da gab es trotzdem genug, was Raiskin mit der Philharmonie
temperamentvoll in den warmen Nachmittag schicken konnte –
beispielsweise die leidenschaftliche, von Hörnerklang begleitete
Liebesnacht zwischen Octavian und der Marschallin oder den von den
Violinen gespielten Walzer, den der Wind in den Platanen mittanzte.
Sommerlust pur.
RZ Koblenz und Region vom Dienstag, 19. Juni 2012, Seite 23 (0 Views)