Oboe erklingt in Abtei Rommersdorf
Albrecht Mayer nahm beim Mittelrhein Musik Festival teil
Neuwied. Bei der Rheinischen Philharmonie war er bereits
mehrfach als Solist und Dirigent zu Gast. Deshalb lag es nahe, Albrecht
Mayer, deutschlandweit einer der besten Oboisten, zum Mittelrhein Musik
Festival einzuladen. Und Mayer, wenige Tage zuvor schon als Solo-Oboist
der Berliner Philharmoniker auf der verregneten Loreley am Mittelrhein
aktiv, kam mit der Pianistin Evgenia Rubinova in die Abtei Rommersdorf.
Selbst wenn das Programm, dem Titel „Bonjour Paris“ entsprechend,
französisch ausgerichtet war: Ganz ohne Johann Sebastian Bach geht es
bei Mayer nicht. Zumindest „verpackt“ taucht er auf, in dem Lied „À
Chloris“ des ab 1885 in Frankreich lebenden Deutsch-Venezolaner Reynaldo
Hahn, in Gestalt des „Air“ aus Bachs Orchestersuite Nr. 3. Nicht
umsonst gilt die Oboe als das der menschlichen Stimme am nächsten
kommende Blasinstrument. Da wird schon etwas spürbar von dem Mayers
Spiel attestierten „Götterfunken“, selbst wenn der an diesem Abend etwas
weniger funkelt, weil es nicht nur bei Hahn im Zusammenspiel etwas
hakt.
Rubinova, mit der Mayer bereits mehrfach zusammenarbeitete, darf sich
solistisch mit Claude Debussys ihrerseits folkloristisch zumindest
beeinflussten, 1903 vollendeten „Estampes“ profilieren. Drei Stücke, die
eher illustrativ als expressiv angelegt sind, von den
Diskant-umklingelten, rhythmisch von Rubinova umso rigider gebauten
„Pagodes“ bis zum tatsächlich französische Volkslieder verarbeitenden
„Jardins sous la pluie“, wo es in Tönen nur so rauscht, rinnt, tropft.
Ganz anders dann das zweite Rubinova-Solo des Abends, drei Teile aus
Sergej Prokofjews mit Barockem fantasievoll jonglierenden „10
Klavierstücken“ op. 12, kraftvoll der Marsch, grotesk hüpfend die
Gavotte und aberwitzig in seiner Drastik das Scherzo. Dem stehen zwei
eher gefühlsbetonte, die Oboe in den Mittelpunkt rückende Werke
gegenüber. Selbst wenn Mayer in einer Romanze einmal beim Einsatz patzt:
Die Schönheit des Klangs seiner Oboe versöhnt mit allem.
Lieselotte Sauer-Kaulbach