
Mittelrhein Musik Festival: Finale mit Oper
Planungen für kommende Saison laufen bereits – Herbstliches Wetter zwang zum Umzug
Boppard. „Unser Tod ist der Triumph der Liebe – für immer im Tode vereint“: Das sind einmal starke Worte für den Abschluss eines Festivals. Noch stärker, wenn sie – auf Italienisch, zu hohe Bögen schlagender Musik von kräftigen Stimmen geschmettert – eine hochkarätige Operngala beschließen. Sopranistin Janice Dixon, vielen Opernfans der Region von ihren zahlreichen Auftritten am Mannheimer Nationaltheater und dem Wiesbadener Staatstheater bestens bekannt, legte gemeinsam mit Tenor Eduardo Villa ein grandioses Schlussduett aus Umberto Giordanos Oper „Andrea Chenier“ hin. Das Ausrufezeichen hinter einem Abend der großen Stimmen, komplettiert durch den ebenfalls im Rhein-Main-Gebiet gut bekannten Bariton Juri Batukov.
Dass es überhaupt ein Festival gab, das so feierlich abgeschlossen werden konnte: Noch vor einem Dreivierteljahr hätten darauf sicher nicht allzu viele Menschen gewettet. Nach dem Abgang von Rainer Neumann, der den von ihm initiierten Mittelrhein Musik Momenten auch als Intendant der Rheinischen Philharmonie verbunden war, mussten nicht nur zunächst ein neuer Intendant und eine neue Festivalleitung installiert werden: Auch sprang einer der Hauptunterstützer des Festivals, die Kulturstiftung des Landes, wegen mangelhafter Belegführung des Festivals ab.
Unter neuer Führung, mit neuem Namen und mit deutlich verspäteter Ankündigung kam dann doch noch ein Programm zustande: 4500 Besucher hat die Festivalleitung in 14 Konzerten gezählt. Und beim Abschlusskonzert hätten es sicherlich noch einige mehr werden können, hätte das Wetter nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht: Statt Open Air ging es in die Bopparder Stadthalle. Sicher eine der schöneren Stadthallen, aber eben kein allzu guter Konzertraum für klassische Musik. So musste die Rheinische Philharmonie unter Leitung ihres Chefdirigenten Daniel Raiskin gehörig gegen die trockene Akustik kämpfen, die jeden Ton wie auf dem Seziertisch ausstellt und kein bisschen Hall dazusteuern möchte. Da zerfallen leise Stellen wie in der Ouvertüre von Verdis „Macht des Schicksals“ schnell in Einzelteile, und erst ab einem gehörigen Forte stellt sich der wünschenswerte Puls des Zusammenklangs von prachtvollen Opernstimmen mit dem Orchester so richtig ein.
Das Programm war von Sängeragent und Moderator Rainer Zagovec klug unter dem Titel „Verbotene Liebe“ ausgewählt: nicht nur einzelne Zugnummern, sondern Strecken aus Arien und Ensembles, die ein Einfühlen in Opern wie „Aida“ oder „An-drea Chenier“ möglich machten. Darunter dann auch Rares wie Pietro Mascagnis Ouvertüre aus „Le Maschere“ – und dann leider allzu Bekanntes zum Schluss. Nach dem kräftezehrenden Finalduett hätte ein orchestraler Rausschmeißer durchaus genügen können, stattdessen gab es für das begeisterte Publikum dann die wohl einfallslosesten Gala-Zugaben überhaupt, das „Traviata“-Trinklied zum Mitklatschen und vom ermüdeten Tenor das offenbar unvermeidliche „Nessun dorma“. Schade eigentlich.Claus Ambrosius
Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Zeitung/ Kultur vom Dienstag, 31. August 2010