Montag, 30. August 2010

Pressebericht Rhein-Zeitung Kultur/ Percussion-Mafia


Mit freundlicher Genehmigung der RZ Kultur

Den Rhythmusgott besänftigt

Mittelrhein Musik Festival präsentierte Percussion-Star Nebojsa Zivkovic

Koblenz. Trommeln, Bongos oder das Marimbafon dürften den meisten Konzertbesuchern geläufige Percussion-Instrumente sein. Doch ein Hang haben wohl die wenigsten je gesehen oder gar gehört. Welch facettenreiche Klänge und auch Melodien den teils exotischen Schlagwerkinstrumenten zu entlocken sind, bewies der weltweit renommierte Konzertpercussionist Nebojsa Jovan Zivkovic jetzt im vorletzten Konzert des Mittelrhein Musik Festivals im Görreshaus. Gemeinsam mit dem gebürtigen Serben begeisterten das spanische Tuopali Duo sowie die Interkontinentale Percussion Mafia die Zuhörer.

Nahezu sämtliche Werke auf dem Programm stammen aus der Feder von Zivkovic, auch „To The Gods Of Rhythm“, ein Werk zur Besänftigung der Rhythmusgötter für Djembe und Stimme. Dabei zeigt sich, dass die Stile unterschiedlicher Kulturen durchaus miteinander im Einklang stehen können: Zivkovic trommelt auf der afrikanischen Djembe eine Mischung aus indischen und balkanischen Rhythmen, während er dazu serbisch-orthodoxen Kirchengesang intoniert. Nicht minder originell ist das Werk „Sex In The Kitchen“: Die beiden Musiker des Tuopali Duo stehen sich an ihren Sets gegenüber, wobei jeder Spieler zusätzlich drei Küchenobjekte sowie eine Peitsche benutzt. Entsprechend amüsiert zeigt sich auch das Publikum während der Interpretation des witzigen Stückes, das mit einem klangvollen „Pling“ gegen ein Rotweinglas endet – ein versöhnliches Ende des Küchenintermezzos, das nicht eben zartfühlend mit einem Peitschenhieb begonnen hatte.

Es ist nicht nur faszinierend, Zivcovics Werken zu lauschen, die sämtliche Musiker wunderbar präzise und mitreißend interpretieren. Die Künstler bei ihrem Spiel zu beobachten, ist ebenfalls sehr spannend. Da wirbeln die Stöcke über Trommeln, werden blitzschnell mit anderen getauscht, um elegant über die Marimba zu fliegen. Dann wieder bearbeiten die Künstler mit bloßen Händen Instrumente wie das Hang, eine Schweizer Erfindung aus dem Jahr 2000, das aussieht wie eine Mischung aus Ufo und Wok mit Deckel.

Der Höhepunkt: die deutsche Erstaufführung des Stückes „Tak-Nara“ (2009), ein Auftragswerk des Auditorio de Tenerife für das gleichnamige Schlagzeugquartett. Das zweigeteilte Stück gilt als eine Hommage an die Kanarischen Inseln – inklusive Meeresrauschen und Vulkanausbruch. Auch die Pfeifsprache „El Silbo“ ist im Werk vertreten. Donnernder Applaus ist denn auch die Reaktion des teils sehr jungen Publikums. Regelrecht ausgelassen endet das Konzert, als die Interkontinentale Percussion Mafia – bestehend aus knapp 20 Studenten, die gerade Zivkovics Percussion-Akademie in der Landesmusikakademie in Engers absolviert haben – gemeinsam mit ihren Dozenten Zivkovic und dem Tuopali Duo zu diversen Instrumenten greift und die Zuhörer mit heißen afrikanischen und Samba-Rhythmen verabschiedet.

Christiane Hausding
RZ Koblenz und Region vom Montag, 30. August 2010