Montag, 2. August 2010

Bericht Liederabend Stadtfeld / Ullmann Pilgerhalle Kamp-Bornhofen aus der RLZ


Exzellente Könner auf gleichem Niveau
Für romantische Lieder mit Musik von Robert Schumann gab es tosenden Beifall
Kamp-Bornhofen. Mit vier ausgewählten Liedern nach Heinrich Heine, dem Liederkreis nach Eichendorff op. 39 und der „Dichterliebe“ op. 48, ebenfalls nach Heine, gestalteten der lyrische Tenor Marcus Ullmann und der Pianist Martin Stadtfeld einen Abend mit Musik von Robert Schumann. Er fand in der Pilgerhalle in Kamp-Bornhofen im Rahmen des Mittelrhein-Musik-Festivals statt.
„Es war, als hätt’ der Himmel die Erde still geküsst“ – tiefe Ruhe und Entspannung gehen von den Gedichtzeilen der „Mondnacht“ und der Musik aus; Naturbetrachtung verbindet sich mit Sehnsucht nach Erlösung. Diese romantischen Motive setzte Schumann in Musik um.
„Aus meinen großen Schmerzen mach’ ich die kleinen Lieder“, sagte Heine, der seine Gedichte „Lieder“ nannte. Das waren heitere, witzige, sarkastische, zornige und kritische Gedichte, auch melancholische und solche voller Verzweiflung.
Diese „alten, bösen Lieder“ hatten Ullmann und Stadtfeld aber an diesem Abend begraben, dem Dichter Heine dabei folgend. Der hatte für den Liederzyklus „Dichterliebe“ nicht seine frechen Gedichte ausgesucht. Nichts von „deutschen Eichen als Galgen für die Reichen“ ist darin zu finden, nichts von der „Liebe als Vorhölle zur wirklichen Hölle, der Ehe“, wie man es bei Heine nachlesen kann. Stattdessen Rosen, Nachtigallen und ein sehnsuchtsvolles „Leg deine Wang’ an meine Wang’“ in Erwartung der Heirat mit Clara Wieck. Ullmann und Stadtfeld interpretierten die „Dichterliebe“ so, dass sie aus der Menge ähnlicher Interpretationen hervorstachen.
Das merkten die Zuhörer sofort, als nach der Pause die ersten Töne von „Im wunderschönen Monat Mai“ erklangen. Der Gesang schmeichelte dem Ohr, ebenso das Klavierspiel. Hier hatten sich zwei exzellente Könner auf gleichem Niveau gefunden. Eine Einheit aus einem Guss.
Psychologisch interessant war das siebte der zwölf Lieder mit dem Titel „Ich grolle nicht“, in dem der Dichter ob der Ablehnung durch die Geliebte grollt, seine Kränkung und den Zorn aber leugnet. Hier war Schumann genial. Aber auch die Interpreten waren großartig, weil sie in der Lage waren, diesen Widerspruch musikalisch auszudrücken. Nach dem letzten, leise verklingenden Klavierton hielt die Stille zwei Augenblicke lang an, dann setzte tosender Beifall ein.
Karl-Heinz Wolter
Rh.-Lahn-Ztg. Bad Ems vom Montag, 2. August 2010, Seite 19

mit freundlicher Unterstützung der Rhein-Lahn-Zeitung