Alphornklänge hallen weit über das Rheintal
Welterbetag Ungewöhnliches Musikerlebnis
und Naturkunde prägen geführte Wanderung
Von unserem Mitarbeiter
Norbert Schmiedel
M Lykershausen. Im Rahmen des Mittelrhein Musik Festivals und des
Welterbetags bot eine „musikalische Wanderung rund um die Feindlichen
Brüder“ ein außergewöhnliches Erlebnis. Alphörner im Mittelrheintal
lautete nämlich der Zusatztitel der Veranstaltung.
Ausgangspunkt war das Dorfgemeinschaftshaus in Lykershausen, wo
Ortsbürgermeister Hans-Josef Kring und Verbandsbürgermeister Werner Groß
eine knapp 150-köpfige Teilnehmergruppe begrüßten. Ulli Piel von der
Festivalleitung stellte die Musiker vor, die während der Wanderung zu
den „Feindlichen Brüdern“ ihre Instrumente, nämlich Alphörner, erklingen
lassen würden. Damit füllten Mitch Hoehler und Ebasa Pallada von
Alpcologne den Zusatztitel Alphörner im Mittelrheintal mit Leben.
Die für das Rheintal ungewöhnlichen Alphörner, von denen die Wandergäste
direkt mit dem Rheintal-Echo eine erste Kostprobe hören, ergänzten
äußerst wirkungsvoll die einzigartige Jazzstimme von Victoria Riccio.
Alphörner und Stimme verschmolzen dabei zu einer Einheit, die einerseits
von Kontrasten lebte, andererseits aber zugleich ungewöhnliche
Harmonien erzeugte. Das bekannte „Tango Argentina“ etwa wurde bei diesem
Trio zum verjazzten „Tango Alpentino“. Das hatte nichts mehr mit den
gewohnten Eindrücken langer tiefer Alptonklängen in Schweizer Bergen
gemeinsam.
Der Weg führte zum Rheinsteig, aber noch in der Ortslage hielten die
Naturführer Manfred und Ursula Braun an, um die ersten Vogelstimmen
ihren Sängern zuzuordnen. Da entlang der Wanderroute weitere
Darbietungen erfolgen sollten, mussten die Musiker ihre Instrumente
tragen. Manfred und Ursula Braun hatten es da leichter. Sie brauchten
„nur“ immer wieder auf Vogelstimmen aufmerksam machen sowie Pflanzen,
Blüten, Früchte, wie etwa Bucheckern, erläutern, wobei sich Manfred
Braun zwei Assistentinnen aus dem Publikum wählte, nämlich die 8-jährige
Saskia und seine zwölfjährige Nichte Anne. Sie hatten die Aufgabe,
Blüten, Blätter und Gräser umherzureichen. Das waren zum Beispiel der
Wiesenfuchsschwanz, das Knollgras oder der Wiesenglatthafer, der Besen-
und der Flügelginster und als Besonderheit der Baum des Jahres 2014, die
mediterrane Traubeneiche.
Der Schatten des Waldrandes bot die Bühne für den zweiten Musikteil: La
Paloma, gespielt auf auf zwei Alphörnern, zur Stimme von Victoria
Riccio. Da galt es sehr genau hinzuhören. Denn das Original einfach
wiederzugeben, war nicht der Stil des Trios. Rhythmus und Takt waren
ebenso variationsreich wie die Tonfolge. Gleiches galt für den Vortrag
des weltbekannten Songs von Nancy Sinatra These boots are made for
walking. Vogelstimmen waren wieder das Metier von Manfred Braun.
Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Buchfink, Singdrossel waren hier und da zu
hören. Sehr amüsant waren auch seine interessanten Ausführungen zum
besoffenen Hirschkäfer und über den Zusammenhang der Potenz von Eulen zu
Bucheckern. Die Sprache kam auch auf die Experimente der halbwilden
Haltung von Exmoore-Ponys, Zwergzebus und Ziegen im Rheinhang.
Bevor sich die Wandergruppe im Hainsimsen-Buchenwald den Feindlichen
Brüdern näherte, erklangen die Alphörner an einer exponierten Stelle
über den Felsenklippen mit einem prachtvollen Blick ins Rheintal. Riccio
gab einen kurzen Einblick in ihre Herkunft als Amerikanerin mit
italienischen Wurzeln, und fröhlich erklangen ihr „Jamablaya“ und
„Heidelie“, nachdem die Instrumente solo „Alphorns Albtraum“ ins Tal
schickten. Eine Hommage von Alpcologne an ihre Heimatstadt war natürlich
„Heimweh nach Köln“.
Im Burghof boten die drei Musiker ein fulminantes Abschlusskonzert. „Oye
Como Va“ von Santana von Alphörnern intoniert zu hören, stellte die
Erinnerung an diesen Klassiker völlig auf den Kopf. Gleiches galt für
„Smoke on the water“ von Deep Purple. Victoria Riccio ließ als
Liebeserklärung an ihre italienische Heimat ein Glöcklein läuten, was
ihr mit ihrer Stimme nicht nur sehr leicht fiel, sondern auch große
Freude bereitete. Den Abschluss der Wanderung machte dann Ebasa Pallada,
indem er sein Alphorn waagerecht schwebend über den Köpfen des
Publikums kreisen ließ.
Vielen Dank der Kollegen der Bad Emser Rhein-Lahn-Zeitung