Dienstag, 3. Juni 2014

Bericht der Rhein-Lahn-Zeitung: 3.5.14 / Alphornklänge hallen weit über das Rheintal Welterbetag

Alphornklänge hallen weit über das Rheintal
Welterbetag Ungewöhnliches Musikerlebnis
und Naturkunde prägen geführte Wanderung
Von unserem Mitarbeiter
Norbert Schmiedel
M Lykershausen. Im Rahmen des Mittelrhein Musik Festivals und des Welterbetags bot eine „musikalische Wanderung rund um die Feindlichen Brüder“ ein außergewöhnliches Erlebnis. Alphörner im Mittelrheintal lautete nämlich der Zusatztitel der Veranstaltung.
Ausgangspunkt war das Dorfgemeinschaftshaus in Lykershausen, wo Ortsbürgermeister Hans-Josef Kring und Verbandsbürgermeister Werner Groß eine knapp 150-köpfige Teilnehmergruppe begrüßten. Ulli Piel von der Festivalleitung stellte die Musiker vor, die während der Wanderung zu den „Feindlichen Brüdern“ ihre Instrumente, nämlich Alphörner, erklingen lassen würden. Damit füllten Mitch Hoehler und Ebasa Pallada von Alpcologne den Zusatztitel Alphörner im Mittelrheintal mit Leben. 


Die für das Rheintal ungewöhnlichen Alphörner, von denen die Wandergäste direkt mit dem Rheintal-Echo eine erste Kostprobe hören, ergänzten äußerst wirkungsvoll die einzigartige Jazzstimme von Victoria Riccio. Alphörner und Stimme verschmolzen dabei zu einer Einheit, die einerseits von Kontrasten lebte, andererseits aber zugleich ungewöhnliche Harmonien erzeugte. Das bekannte „Tango Argentina“ etwa wurde bei diesem Trio zum verjazzten „Tango Alpentino“. Das hatte nichts mehr mit den gewohnten Eindrücken langer tiefer Alptonklängen in Schweizer Bergen gemeinsam.
Der Weg führte zum Rheinsteig, aber noch in der Ortslage hielten die Naturführer Manfred und Ursula Braun an, um die ersten Vogelstimmen ihren Sängern zuzuordnen. Da entlang der Wanderroute weitere Darbietungen erfolgen sollten, mussten die Musiker ihre Instrumente tragen. Manfred und Ursula Braun hatten es da leichter. Sie brauchten „nur“ immer wieder auf Vogelstimmen aufmerksam machen sowie Pflanzen, Blüten, Früchte, wie etwa Bucheckern, erläutern, wobei sich Manfred Braun zwei Assistentinnen aus dem Publikum wählte, nämlich die 8-jährige Saskia und seine zwölfjährige Nichte Anne. Sie hatten die Aufgabe, Blüten, Blätter und Gräser umherzureichen. Das waren zum Beispiel der Wiesenfuchsschwanz, das Knollgras oder der Wiesenglatthafer, der Besen- und der Flügelginster und als Besonderheit der Baum des Jahres 2014, die mediterrane Traubeneiche.
Der Schatten des Waldrandes bot die Bühne für den zweiten Musikteil: La Paloma, gespielt auf auf zwei Alphörnern, zur Stimme von Victoria Riccio. Da galt es sehr genau hinzuhören. Denn das Original einfach wiederzugeben, war nicht der Stil des Trios. Rhythmus und Takt waren ebenso variationsreich wie die Tonfolge. Gleiches galt für den Vortrag des weltbekannten Songs von Nancy Sinatra These boots are made for walking. Vogelstimmen waren wieder das Metier von Manfred Braun. Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Buchfink, Singdrossel waren hier und da zu hören. Sehr amüsant waren auch seine interessanten Ausführungen zum besoffenen Hirschkäfer und über den Zusammenhang der Potenz von Eulen zu Bucheckern. Die Sprache kam auch auf die Experimente der halbwilden Haltung von Exmoore-Ponys, Zwergzebus und Ziegen im Rheinhang.
Bevor sich die Wandergruppe im Hainsimsen-Buchenwald den Feindlichen Brüdern näherte, erklangen die Alphörner an einer exponierten Stelle über den Felsenklippen mit einem prachtvollen Blick ins Rheintal. Riccio gab einen kurzen Einblick in ihre Herkunft als Amerikanerin mit italienischen Wurzeln, und fröhlich erklangen ihr „Jamablaya“ und „Heidelie“, nachdem die Instrumente solo „Alphorns Albtraum“ ins Tal schickten. Eine Hommage von Alpcologne an ihre Heimatstadt war natürlich „Heimweh nach Köln“.
Im Burghof boten die drei Musiker ein fulminantes Abschlusskonzert. „Oye Como Va“ von Santana von Alphörnern intoniert zu hören, stellte die Erinnerung an diesen Klassiker völlig auf den Kopf. Gleiches galt für „Smoke on the water“ von Deep Purple. Victoria Riccio ließ als Liebeserklärung an ihre italienische Heimat ein Glöcklein läuten, was ihr mit ihrer Stimme nicht nur sehr leicht fiel, sondern auch große Freude bereitete. Den Abschluss der Wanderung machte dann Ebasa Pallada, indem er sein Alphorn waagerecht schwebend über den Köpfen des Publikums kreisen ließ.
Rh.-Lahn-Ztg. Bad Ems vom Dienstag, 3. Juni 2014, Seite 25

Vielen Dank der Kollegen der Bad Emser Rhein-Lahn-Zeitung